Das fremde Mädchen
Datum: 23.07.2019,
Kategorien:
Romantisch
... kommen. Doch ich ließ mir Zeit. Ja, ich blieb sogar in der Schule. Denn ich wäre ja eh nach einer Stunde wieder zur Schule nebenan zurückgekehrt und hätte Josi abgeholt. Jeden Tag brachte ich sie morgens zu ihrer Schule und später gingen wir gemeinsam wieder nach Hause. Leider, oder sollte ich sagen, zu ihrem Glück, hatte es Josephine nicht so gut wie ich, als ich in die erste Klasse ging. Hatte ich noch eine Woche lang Schule von 8 bis 11, und in der folgenden von 11 bis 1, so mußte sie bereits von 8 bis 1 gehen. Und so warteten wir gegenseitig darauf, daß der andere Schulschluß hatte, damit sie den langen und im höchsten Maße "gefährlichen" und "von Monstern bevölkerten" Heimweg nicht alleine gehen mußten. Denn er war lang. Und der größte Teil verlief ja durch den Börsenbacher Forst. Und alle Welt wußte doch, daß sich im Winter dort die gefährlichsten Monster des Universums ein "stell dich ein" gaben. Und so blieb ich nach der Schule unter dem Vordach unserer Schule sitzen. Ich legte meine Tasche an die niedrige Mauer und setzte mich auf die kalten Steine. Sofort spürte ich, trotz meiner dicken und warmen Kleidung, die Kälte der Mauer an meinem Arsch. Dazu kam noch, daß der Wind in der letzten Stunde zugenommen und auch Schnee mitgebracht hatte. Es war nicht in den Wettervorhersagen angekündigt worden. Dennoch freute ich mich. Die dicken Flocken schwebten, vom Wind getrieben, zu Boden. Zwei Wochen vor Weihnachten stiegen nun die Aussichten auf weiße Weihnachten mehr als ...
... rapide an. Allerdings stieg auch etwas anderes an. Nämlich die Wahrscheinlichkeit, von einem Schneeball aus Josephines Hand getroffen zu werden. Aber ihr herzliches Lachen, wenn sie es geschafft hatte mich zu treffen, das entschädigte mich für das kalte und nasse Geschoß. Und ich mußte immer höllisch aufpassen, sie nicht aus Versehen zu treffen. Ich glaube sie wußte ganz genau, daß ich sie mit Absicht nie traf. Aber das war mir egal. Die Hauptsache für mich war ja, daß sie sich freute. Und sie freute sich sehr. Und wenn sie sich freute, dann freute ich mich auch. Es war etwa eine Viertelstunde vergangen, da öffnete sich die Türe und Manjula trat heraus.
Heute hatten wir nur vier Stunden. Das hatte aber keiner gewußt und ich überlegte, wo ich nun die restliche Zeit verbringen konnte, bis Mama mich abholen würde. Doch erst sollte ich mit zum Direktor kommen. Er hatte meiner Lehrerin gesagt, daß Papa mein vorletztes Zeugnis nicht übersetzt hätte. Das habe ich dann im Rektorat gemacht. Und nachdem wir fertig waren, konnte ich gehen. Aber als ich aus der Türe des Schuleingangs trat, war diese Kälte wieder da. Ich machte einen Schritt zurück und ließ die Glastür wieder vor mir zufallen. Doch da sah ich etwas. Etwas ist gut. Ich sah ihn! Die Haarfarbe war auch wirklich unverwechselbar. Er saß dort drüben auf einer kniehohen Mauer, mit dem Rücken an eine Steinwand gelehnt. Alleine der Anblick ließ mich zittern. Das mußte doch saukalt sein. Aber da war auch wieder dieses andere Gefühl ...