1. Das fremde Mädchen


    Datum: 23.07.2019, Kategorien: Romantisch

    ... nehmen lassen, Josi auf den Arm zu haben, wurde sie mit einbezogen. Da Thomas an meiner Seite war und ich seine Hand hielt, so wußten die Menschen wer er war. Und daß die Beiden Erwachsenen, welche hinter uns standen, seine Eltern waren, konnte man sich schon denken. Also wurden sie ebenfalls sehr herzlich begrüßt. Was nicht heißen soll, das man sie nicht herzlich begrüßt hätte, wenn ich nicht dabeigewesen wäre. Wie wurden zu zwei Kutschen geleitet. Josi blieb bei mir. Und so wurde es etwas eng. Igor war ebenfalls mit eingestiegen. Er zuckte nur mit den Schultern und gab mir damit zu verstehen, daß er es nicht ändern konnte. Aber er gehörte ja so gut wie zur Familie. Während ich bei Thomas wohnte, war er in einem Zimmer auf demselben Flur wie unseres einquartiert. Und beim Essen saß er mit uns am Tisch. Dreimal hatte er uns ein russisches Gericht zubereitet, und ich fragte mich, ob es was gab, was er nicht konnte. Denn es schmeckte wunderbar. Wir fuhren zum Palast. Doch unterwegs sah Josi geschmückte Elefanten und war kaum mehr zu halten. Schließlich ließ ich anhalten und wir stiegen aus. 2 Minuten später saß das kleine Mädchen auf einem Reittier, gegen den ihre Pferde daheim, winzig kleine Tiere waren.
    
    Natürlich hatte ich Angst, Josi auf den Elefanten zu lassen. Doch Manjula ließ sich nicht beirren. Sie bestand drauf. Und man sollte einer Prinzessin im eigenen Land besser nicht wiedersprechen. Also sah ich zu, wie Josi auf dem Koloß saß und dieser sich in Bewegung ...
    ... setzte. Manjula ging neben ihr her. Also lief ich auch und Igor ebenfalls. Nur meine Eltern blieben in ihrer Kutsche, und kamen so vor uns am Palast an. Schon von weitem konnte man die Silhouette des Palastes erkennen. Er war imposant. Und als wir näher kamen, wurde er nur noch imposanter. Am Tor ließen sie Josi absteigen. Sie umschlang noch den Rüssel und gab ihm einen Kuß, dann gingen wir in den Vorhof. Von da aus ins Innere. Den Palast zu beschreiben würde ein schier unmögliches Unterfangen werden. Dazu war er zu weitläufig, zu pompös, zu schön. Auch nach einem Monat verlief ich mich noch immer.
    
    Am meisten hatte ich mich über meine Geschwister gefreut. Alle drei hatten sich von ihren Verpflichtungen losgelöst und waren zu meiner Hochzeit gekommen. Sogar der Mann meiner jüngeren Schwester war diesmal auch mitgekommen. Und diesmal würde sie auch die königlichen Gewänder anziehen, obwohl sie sich ja eigentlich nichts daraus machte. Aber mir zuliebe tat sie es. Und sie sah ebenfalls hinreißend aus. Doch dann fingen die Vorbereitungen an.
    
    EINE WOCHE! Eine Woche lang sah ich Manjula nicht mehr. Josi hatte es da besser. Mama auch. Aber mein Vater und ich bekamen sie nicht zu Gesicht. Auch nicht bei den Mahlzeiten. Und nachts? Da schlief ich alleine. Denn Josi schlief nicht in meinem, sondern im Zimmer von Manjula, in ihrem Arm.
    
    In Indien wird die Hochzeit traditionell von den Eltern der Braut ausgerichtet. Also von uns. Eigentlich sollte sie im großen Innenhof des Palastes ...
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