Jungfer Mary
Datum: 13.04.2019,
Kategorien:
Romantisch
... Blick seitwärts, ja da lag es mein Nachthemd, total versaut. Das also war mein schöner Traum.
Ich stand auf, nahm das Nachthemd, zog es über und stellte mich damit unter die Dusche. Das Sauberrubbeln war aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss, meine Morgenlatte mochte es. Ich nahm Duschgel zur intensiveren Reinigung, dann kaltes Wasser, zum Spülen und - beruhigen.
Nach dem enormen und ausgezeichneten Frühstück wollte ich erst einmal die Umgebung des Schlosses erkunden. Sir Thomas gab mir einen seiner Burschen mit, mein Schuhablecker von gestern begleitete uns ebenfalls. Es ist schon eine herrliche Gegend hier, so richtig was zum Wandern, das war sehr wichtig für mich. Ich musste mir wirklich den Kopf auslüften - aber nicht wegen des Abiturs, wegen Mary. Die Gedanken an sie umklammerte mein Herz.
*** Der Abend verlief wie gestern. Der einzige Unterschied schien mir, dass heute gleich zwei dieser Hunde bei mir unter dem Tisch lagen. Ich hatte noch meine Camel-Boots an, mit einem Wachs aus dem Internet bestens gepflegt; es schien ihnen zu munden. Auf den Whisky freute ich mich heute jedoch besonders, denn Sir Thomas meinte, uns heute eine schottische Spezialität zum Abendessen servieren lassen zu müssen: Haggis. Es schmeckte lecker, leider sagte Pa mir erst nach dem Abendessen, was es eigentlich war. Ich möchte es nicht weitersagen, aber mindestens fünf Scotch waren aus Schreck über das Gehörte heute fällig. Big Ones.
Die Abendgesellschaft löste sich auch ...
... heute gegen elf Uhr auf. Ich wanderte festen Schritts zu meinem Zimmer. Mein erster Weg war ins Bad - von dem leckeren Bier, das es zum Haggis gab, wegbringen. Danach die übliche Prozedur, warum ich mich jetzt am Abend auch noch einmal rasierte, mich sogar mit Aftershave einrieb, vermag ich heute nicht mehr so recht nachzuvollziehen. Ich fürchte es hing mit Mary zusammen. Meine Gedanken spielten sogar damit heute schon wieder unartig zu sein - in Gedenken an sie. Allerdings nahm ich heute ein Taschentuch mit.
Gerade hatte ich mich gemütlich und voll Vorfreude ins Bett gekuschelt, als es an meine Zimmertüre klopfte.
"Come in!", rief ich etwas erstaunt. Entweder das Zimmermädchen, das so spät noch etwas richten wollte oder Pa, dem einfiel, dass wir für morgen noch keine Termine verabredet hatten. Doch es war keines von beidem - ein Mädchen im langen grauen Nachthemd trat ein. Oh Himmel, hatte mich eine Schlafwandlerin erwischt? Dann fiel es mir ein, im Haus gab es keine anderen Gäste außer Pa und mir.
Ich setzte mich auf, sah genauer hin, dann ... in Ohnmacht zu fallen ist unmännlich - aber diese blauen Augen kannte ich nur zu gut. Wer da stand, war das Ebenbild von Mary. Der Jungfer Mary, um die sich neuerdings fast alle meine Gedanken drehten. Ihre Augen blickten mich unverwandt, fast magisch an, dann kam ihre leise Stimme, mit einem breiten Akzent.
"Darf ich eintreten, Euer Durchlaucht?"
"Aber gerne, was kann ich für Euch tun, edle Maid?", antwortete ich ...