1. Chef de Cuisine


    Datum: 28.10.2017, Kategorien: Schwule

    Er sah ihn. Hörte sein jungenhaftes Lachen. Blickte in seine strahlenden Augen, als er sich umdrehte.
    
    Uwe verliebte sich augenblicklich in Sven. Dessen blonde, kurze Haare waren verwuschelt, wie frisch aus dem Bett aufgestanden. Nur dass jetzt Abend war und sie sich auf der Eröffnungsfeier eines neuen Restaurants befanden. Sven war der Inhaber dieses erlesenen Gourmettempels. Und gleichzeitig Chef de Cuisine.
    
    Viele geladene Gäste standen um Sven herum. Uwe war Jennifers Begleiter. Seine kleine Jenny, seine Schwester, die gerade keinen Freund hatte, aber unbedingt der Einladung folgen wollte. Eigentlich war er nicht auf den Schicki-Micki-Kram erpicht gewesen, Jenny hatte ihn so lange mit flehenden Augen angeschaut, Drohungen ausgesprochen, dass sie nicht mehr seine Lieblingsschwester wäre und sich dann den nächsten Penner schnappen würde, um sich von dem vögeln zu lassen, dass er nach dem letzten Argument dann zustimmte. Wählerisch war sie noch nie gewesen. Also traute er ihr auch einen Penner zu. Und das war so mit eins der letzten Dinge, die Uwe bei seiner kleinen Schwester erleben wollte.
    
    Nun stand er in dem Restaurant und schaute sich die Menschentraube um Sven an. Es schien, als wäre Sven ein neuer Gott am Kochhimmel. Und er lächelte alle an, erzählte und gestikulierte. Die Gäste hingen gebannt an seinen Lippen, beobachteten jede Bewegung. Uwe fand das lächerlich. Ein Mann wie andere auch. Was faszinierte die Menschen immer nur so an anderen, dass sie wie ...
    ... Groupies um einen herum waren? War es der Ruhm? Sein Können, Lebensmitteln eine extravagante Prägung zu geben? Oder fanden sie den Mensch an sich faszinierend?
    
    Auch Uwe war sich bewusst, dass er an Svens Lippen hing. Aber ihn interessierte dabei nicht, was er sprach. Hörte nur seine Stimme, sein Lachen, welches so natürlich klang. Alles daran war authentisch, nichts gekünstelt, wie viele Leute es taten, die im Rampenlicht standen. In seinem Inneren kochte eine Leidenschaft hoch. Seine Leidenschaft. Uwe liebte authentische Personen. Und er verliebte sich nur in solche. Das Geschlecht war ihm dabei egal. Nur meistens waren es junge Männer. Ein gewisses Maß an Intelligenz setzte er voraus. Schließlich stellte er hohe Ansprüche an Konversationen und auch gutes Auftreten.
    
    Alle klatschten Beifall und Uwe erwachte aus seinem Tagtraum. Das Buffet war eröffnet. Mit Tellern und Besteck bewaffnet, strömten die Massen an die Tische, auf denen Sven und seine Mitarbeiter die Speisen kunstvoll serviert hatten. Die Fressschlacht hatte begonnen. Uwe sah, dass Sven, ebenso wie er selbst, abseits stand. Sein Blick wirkte verklärt, wenn nicht sogar traurig. Als ob es ihn betrüben würde, dass seine kulinarischen Kunstwerke zerstört werden.
    
    Uwe ging langsam zu Sven hinüber.
    
    "Hallo, tolle Eröffnung. War noch nie bei einer solchen dabei." Schon während Uwe diese Worte aussprach, kam er sich vor wie ein Volltrottel. Damit outete er sich als Banause, der er eigentlich nicht war. Nur eben kein ...
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