1. Strömlinge


    Datum: 06.09.2017, Kategorien: CMNF

    ... Bürgermeisters oder des Parteisekretärs) bekam ich deren Boss auch sofort höchstpersönlich an die Strippe.
    
    In möglichst wenigen, aber klaren Sätzen erklärte ich ihm unser Problem und bat ihn inbrünstig um seine fachmännische Hilfe. Immerhin waren Menschenleben in Gefahr, falls sich wegen der unzulänglichen Verkabelung der Elektrizität in unserem Häuschen ein Feuer entzünden würde.
    
    „Hab´ schon verstanden, guter Mann. Alte Bruchbude, ganze Elektrik im Arsch und nun sollen wir zaubern und alles neu machen. Wir helfen ja unseren Bürgern immer sehr gerne und deshalb sind wir auch langfristig gebunden. Sie wissen ja, das muss alles beantragt, geplant, beraten, entschieden und genehmigt werden. Dafür gibt es die Plankommission.
    
    Also für dieses Jahr sehe ich da überhaupt keine Chance mehr, mein Lieber, und auch im nächsten Jahr ist es noch sehr fraglich. Tut mir wirklich sehr Leid!“
    
    Meine grauen Zellen arbeiteten fieberhaft. Irgendwie musste ich ihn ja zumindest erst mal ins Haus locken, damit er von unserem ganz speziellen Goldstaub schnuppern konnte. Ich erwähnte mit sorgenvoller Stimme, dass meine junge Frau infolge anhaltender panischer Ängste davor, durch einen Kurzschluss in der Hütte möglicherweise zum knusprigen Goldbroiler gegrillt zu werden, nachts kein Auge mehr schließen konnte. Er möge sich doch das Ganze bitte wenigstens mal ansehen und einschätzen, ob überhaupt und wie und wann ungefähr er da was machen konnte.
    
    Wir debattierten noch ein Weilchen hin ...
    ... und her und schließlich willigte der König der Strippen in einem Anfall von Großmütigkeit, aber immer noch deutlich widerwillig ein, in den nächsten Tagen einen seiner Facharbeiter zu entsenden, der sich in unserem Hause mal kurz umsehen sollte. Aber er wollte natürlich absolut nichts versprechen, wann er selbst mal Hand anlegen oder gar seine ganze Brigade zum Einsatz bringen konnte.
    
    Na ja, das war zwar nicht ganz das, was ich eigentlich zu erreichen gehofft hatte, aber immerhin besser als gar nichts. Und wenn der Kollege Facharbeiter von unserem Goldstaub ausreichend beeindruckt wäre, würde er seinem Meister sicherlich auch davon Bericht erstatten und wer weiß – vielleicht kam der Gute dann auch noch mal selber zur Inspektion vorbei und legte höchstpersönlich Hand an – wo auch immer. Da Elena und ich ohnehin gerade ein paar Wochen Urlaub hatten, konnte das alles ganz in Ruhe ablaufen.
    
    Bereits vier Tage später war es dann tatsächlich so weit. Elena und ich saßen gerade beim Frühstück, als es an der Haustür klingelte. Wir sahen uns überrascht an, hatten dann aber beide sofort den gleichen Gedanken: Elektriker! Ich ging zur Tür und meine Frau verschwand irgendwo im Haus. Obwohl wir kampferprobte Bürger einer staatlichen Planwirtschaft waren, hatten Elena und ich für diesen so bald noch nicht erwarteten Besuch keinen Plan. Nicht mal einen Plan B. Ich musste mich also selbst überraschen lassen, was Elena sich wohl würde einfallen lassen.
    
    Der Elektriker-Geselle war ein ...
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